Tagebuch über meinen Wanderritt im Spessart vom30.5.11bis 5.6.11

Hallo,
im Folgenden möchte ich euch gerne über meinen Wanderritt im Spessart berichten.

Die Planung ging schon letztes Jahr im Herbst los. Erst einmal mußte ich mir ein Ziel überlegen. Wie dieses aussehen sollte, war mir eigentlich schon ziemlich klar. Es sollte max. 3 h Anreise vom Westerwald aus sein, eine Gegend, wo ich noch nie war, die trotzdem reizvoll war von Seiten der Landschaft und der Kultur. Die Wahl fiel auf den SPESSART.

Leider gibt es für den Spessart noch kein geprüftes Quartierverzeichnis wie z.B.
www.urlaubzupferd.de o.ä. So forderte ich erstmal beim Touristik-Verband Info-Material an und informierte mich, wo es denn besonders schön ist. Dann ging es an die Quartiersuche. Nach unzähligen Telefonaten stand die Route. Karten bestellen war schnell gemacht und die Streckenführung wurde mit viel Liebe eingezeichnet.
Jetzt konnte eine Einladung/Ausschreibung erstellt und an alle interessierten Freunde verschickt.

 

Im Januar zeichnete sich dann ab, dass aus unserer ursprünglich mal aus 8 Reitern bestehenden Clique nur 4 Reiter mitreiten würden. Darauf hin kam die Idee auf, evtl. mal "frisches Blut" mit auf die Reise zu nehmen. Gesagt - getan. Über eine Anzeige meldeten sich bei mir ein Ehepaar aus Heidelberg. Am Telefon haben wir uns gut verstanden und verabredeten uns so zu einem Test-Ritt bei mir im Westerwald. Anfang April reisten die Beiden dann mit Sack und Pack, Pferden und Hund an. Ich hatte noch 4 andere Freunde zu diesem Tagesritt eingeladen und bei strahlendem Sonnenschein gings dann los. Es war ein sehr schöner Ritt mit Einkehr ins Brauhaus  und Planschen der Pferde im Bach. Mit den beiden Heidelbergern haben wir uns super gut verstanden. Leider gehorchte ihr Hund nicht so gut und das Pferd des Mannes befand sich noch am Anfang der reiterlichen Ausbildung und hat nach allen Pferden der Gruppe getreten. Da der heidelberger Hund aber unbedingt mit auf den Wanderritt gehen sollte, habe ich mich dann schweren Herzens dazu entschieden, das Ehepaar nicht mitzunehmen. Das Risiko mit dem schlecht hörenden Hund und das tretende Pferd waren mir einfach zu heikel. Schade. Menschlich haben wir uns so gut verstanden.

Dann hat meine Freundin S noch eine Stallkollegin mitgebracht. Sie war sehr erfahrene Wanderreiterin und hat mit ihrem 22 jährigen Wallach schon viele schöne Ritte gemacht. Zwischenzeitlich sind wir schon mehrmals zusammen geritten und A wird uns in den Spessart gegleiten. Eine echte Bereicherung wie ich denke. Hier wird sie allerdings ihre 6 jährige Reitponystute nehmen, die sich auch gut mit unseren Ponys versteht. Auch von der Kondition her erscheint sie sehr fit.

Folglich ist unsere Gruppe jetzt auf 5 Reiter angewachsen: 2 Männer und 3 Frauen.

Meine jetzt 9 jährige Dalmatiner-Hündin Kara werde ich dieses Jahr nicht mit auf den 6-Tages-Ritt nehmen. Ich denke, dass ist ihr doch jetzt zu anstrengend. Auch kann sie keine Temperatur über 24 Grad vertragen. Schade.

 

 

11.5.11

Heute haben wir eine 1,5 stündige Flitzerunde gemacht. Alle 4 Renegade-Hufschuhe haben supi gehalten. Das wird der Hufschutz für den 2-tägigen Vordertaunus-Ritt in 10 Tagen und für den Spessart-Ritt werden.
Leider ist Jack heute auf einem Wiesenweg im Galopp weggerutscht und mit mir hingefallen. Uns beiden ist aber nix passiert. Das Training geht jetzt in die letzte Phase. Ich versuche, jeden Tag zu reiten,was leider nicht immer gelingt. Totzdem ist Jack schon top-fit.

Gestern habe ich nochmal die Spessart-Karten hervor geholt und die Route umgeändert. Dazu fehlen mir jetzt doch noch 2 detailliertere Karten, welche ich gleich heute bestellt habe. Meine Mitreiter wünschen sich nachmittags einen "Kelch", das ist eine Einkehr-Möglichkeit. Diese heißt bei uns "Kelch", da das Symbol auf der Karte für eine außerorts gelegene Gaststätte ein Kelch ist.
Ich habe versucht, für jeden Tag einen Kelch zu organisieren, hoffe, wir brauchen ein "kühles Blondes" statt einen Glühwein :-)

 

23.5.11

So, am Wochenende waren wir zum Training 2 Tage im Vorder-Taunus unterwegs.
Ponys waren top-fit, trotz Hitze. Wir waren 25 km und 20 km unterwegs in ruhigem Tempo. Die Wanderreitstation Hof Dachsborn war super-toll. Die Hufschuhe haben auch gehalten, ebenso die schon erprobten Ortieb-Packtaschen. Lediglich die "leichte" Regen-Schutz-Ausrüstung mit Regenhose und leichter Regenjacke war nicht ideal. Sollte es mal länger als 30 min regnen, werde ich nass. Hier muß ich mir noch eine Alternative überlegen. Entweder den Wachsmantel mitnehmen (schwer) oder zusätzlich den BW-Poncho...

Die nach-bestellten Wanderkarten 1:25.000 sind auch angekommen, leider eine falsche. Ein Anruf beim Landkarten Vesandhandel war erfolglos, es erfolgte leider kein Rückruf, trotz Nachricht von mir auf dem AB. Da werde ich wohl morgen nochmals anrufen. Die Zeit wird knapp....

Morgen gehe ich nochmals alleine auf eine Trainings-Tour. Jede freie Minute nutze ich jetzt noch zum Reiten um Jack und mich fit zu bekommen

 

27.5.11

Gestern war ich nochmal eine kleine Runde reiten. Schon kurz nach dem Start hat sich Jack vor einem Säbelzahntiger erschreckt und sich los gerissen. Dabei ist mein Handy im hohen Bogen geflogen und im hüft-hohen Gras gelandet. Also erst mal das Pony eingefangen, dann das Handy erfolgreich gesucht. Nach Überquerung der Straße wollte ich aufsteigen und der Schecke tritt doch auf den Zügel und reißt einen Ring an der Trense ab. Nach dem Zügel-Anknoten gings dann entlich los und es wurde noch ne schöne flotte Runde.

Heute morgen bin ich vor der Arbeit noch schnell zur Weide gefahren, blöderweise hatte Jack eine blutige Wunde am Hinterbein. Eine Erst-Versorgung mit Betaisodonna-Salbe in der Hoffnung, dass es keinen Einschuß gibt. Das darf jetzt, 3 Tage vor Rittbeginn, nicht passieren !! Ich werde gleich nochmal zur Kontrolle hinfahren.

Morgen ist ein letzter Ausritt hier im Westerwald geplant. Am Sonntag wird dann der Sattel gewienert und die Packtaschen bepackt.

Die Fortsetzung des Ritt-Tagebuchs gibt es dann erst wieder ab 6.6.11 - wenn ich wieder aus dem Spessart zurück bin und die Räuber uns nicht überfallen haben.

 

 

Das Abenteuer geginnt ....

 

Montag, 30.5.11

 Ich habe schlecht geschlafen, wie immer vor den Wanderritten bin ich aufgeregt. Um  5 h stehe ich auf, gehe duschen und überprüfe zum letzten Mal, ob ich alles eingepackt habe. Um 6.45 h bringe ich die Kinder zum Bus und flitze schnell zur Weide. Jack bekommt einen großen Eimer mit aufgeweicheten Heu-Cobs und etwas Kraftfutter hingestellt. Ein kurzer Blick auf die Beine zeigt keine Schwellung/Einschuß von den kleinen Verletzungen von gestern. Puh. Wieder zu Hause ist mein Nachbar und Mitreiter Stefan schon dabei das Auto zu beladen. Wir sind ein eingespieltes Team, Auto und Hänger sind flott beladen, die Ponys werden von ihren Weiden abgeholt und es geht endlich los. Wir fahren ohne Stau in 2 h 15 min bis zu unserem Parkplatz Nähe Rohrbrunn. Von den Anderen ist noch nix zu sehen, unsere Ponys genießen das Gras. Es ist sonnig und schon ziemlich warm. Endlich kommen auch Silvia, Astrid und Hanspeter zum Treffpunkt. Ein herzliches Hallo, dann werden die Pferde gesattelt und bepackt. Wie immer auf meinen Ritten wird uns kein Tross-Fahrzeug gegleiten, wir haben für 6 Reit-Tage alles dabei. Dann geht es los :-)   Wir reiten über anfangs weiche Wege, unterqueren die Autobahn und steigen ab ins Haseltal. Hier ist der ausgewiesene Wanderweg von Johann Adam Hasenstab, dem Ober-Räuber und Wilderer des Spessarts, hart geschottert. Wir folgen ihm bis zur Zwiebelmühle. Die Pferde bekommen eine Fress-Pause und warten dann lieb am Baum angebunden, nachdem uns ein sehr netter Mann Wasser für sie gebracht hat. Wir stärken uns in der Gaststätte, die Pferde immer im Blick. Weiter gehts auf der anderen Tal-Seite. Hier ist der Wegs anfangs weich, endet aber in Stufen und Serpentienen, die steil und eng den Berg hochgehen. Hanspeter und der sehr erfahrene Leo reiten vorran und erkunden die Lage. Wir sollen kommen. Mir ist mit meinem noch unerfahrenen und etwas trampeligen Jack nicht ganz wohl bei dem Gedanken. Aber einmal losgeritten, kann man nicht mehr umdrehen, so eng ist der Weg. Nach wenigen Höhenmetern kommen alle heil auf dem Schotterweg oben an. Zügig schreiten die Pferde voran, sind sie doch noch frisch am ersten Tag. Leider reiht sich ein Schotter-Weg an den nächsten. Alternativen gibt es im Wald nicht. Kurz vor unserem Abendquartier in Esselbach bietet sich die Gelegenheit für einen kurzen Galopp auf einem  Wiesenweg. Herrlich. Auch die Pferde genießen es, sich zu strecken. Kurz vor Esselbach hat ein Fjordpferdehof unseren Weg als Triebweg zu seinen Weiden mißbraucht und oft abgesperrt mit E-Band. Wir steigen ab und öffnen und schließen x-mal die Zäune an Griffen. Nach einem kurzen Telefonat am Sportplatz erscheint unser Gastgeber Jürgen und leitet uns zum Quartier für die Pferde. Wir reiten ca. 20 min über geteerte Wirtschaftswege. Es ist heiß, ich will ankommen. Herzlich werden wir von den Gastgebern auf ihrer kleinen Ranch begrüßt. Alles ist für die Pferde vorbereitet, nachdem  wir sie versorgt haben mümmeln sie ihr Heu. Ein schöner Flecken Erde hier mit sehr netten Leuten! Jürgens Frau Heike fährt uns in den Ort zur Pension, wo wir übernachten wollen. Luxus pur mit eigener Dusche nach dem heißen Tag. Abends sitzen wir noch lange im Biergarten der Pension, später kommen auch noch Jürgen und Heike auf ein Glas vorbei. Ein absolut gelungener erster Abend auf diesem Ritt, wir haben viel gelacht.

 

Dienstag, 31.5.11

Die Nacht war kurz, die Kirchtum-Uhr hat alle 1/2 h direkt neben meinem Kopf geschlagen ;-)   Da Jürgen vor der Arbeit unsere Pferde füttert, haben wir Zeit in Ruhe zu frühstücken. Um 8.30 h holt uns Heike ab und bringt uns zu ihrer Ranch. Die Pferde sind voller Tatendrang und wollen los. Nach einer herzlichen Verabschiedung von diesen netten Leuten führen wir auf einem geteerten Wirtschaftsweg die ersten Meter. Von hinten kommt ein LKW angesaust. Ich springe über den Straßengraben auf das angrenzende Feld, Jack hinterher und leider rennt er hierbei Astrid um, die fällt, aber zum Glück unverletzt bleibt. Leo erschrickt sehr, steigt. Es gibt böse Worte mit dem LKW-Fahrer, der völlig rücksichtslos ist. Nach einigen Metern haben sich alle wieder beruhigt. Wir steigen auf und unterqueren wieder die Autobahn. Anfangs sind die Wege weich. Später führen wir 25 min über einen groben Schotterweg ins Tal von Altenbuch. Unten machen wir eine Fresspause für die Pferde und eine Brötchenpause für uns. Heute ist es nicht ganz so heiß, der Himmel zieht sich zu. Wir reiten weiter in den Ort und finden einen tollen Gasthof mit Anbinde-Balken. Leider öffnet er erst in 3 Stunden und wir ziehen etwas enttäuscht weiter. So viel Zeit haben wir nicht, bis zum Quartier sind es noch 3 Stunden Reitzeit. Die Pferde kämpfen sich steil aus dem Tal hoch. Oben geht es über den Höhenrücken fast immer flach weiter. Wir reiten auf dem historischen Eselsweg, auf dem früher Esel das Salz aus Bad Orb zum Main in Großheubach getragen haben. Der Eselsweg ist z.T. noch naturbelassen, schmal, verwunschen. Z.T. aber auch grob geschottert. Hier ist viel Holzwirtschaft und die Maschinen benötigen befestigte Wege. Es kühlt ab und fängt an zu tröpfeln. Wir ziehen unsere Regensachen an, richtig nass wird es allerdings nicht. Wir verlassen den Eselsweg und folgen einem Naturweg. Dieser endet irgendwann. Wir gehen einfach weiter, so in etwa in die Richtung wie mein Gefühl sagt. Nach 10 min stoßen wir auf einen Schotterweg. Nach links oder rechts ?  Ich entscheide mich für rechts. Bald merke ich, dass das falsch war. Also alles wieder zurück. Nach weiteren 10 min finde ich wieder den weichen Weg, der ins Tal von Mönchberg führt und den wir hinab laufen. Um kurz vor 18 h kommen wir im Quartier an. Der Empfang ist wenig herzlich. Die Pferde schlafen in abgefressenen Paddocks, wir schleppen Wasser und Heu dorthin, welches sie nur zögerlich fressen, Kraftfutter gibt es nur wenig. Die Ferienwohnung hingegen ist o.k., die Wirtin sehr nett. Wir laufen noch in den 5 min entfernten Gasthof, wo wir lecker essen. Später kommt noch die Pferde-Quartiergeberin hinzu und Astrid bekommt Besuch von einer Jugendfreundin. Ich genieße den Abend mit meinen Freunden und falle um 23 h müde ins Bett.

Mittwoch, 1.6.11

Der ursprüngliche Plan, heute zum Kloster Engelberg zu reiten, wird beim Anblick des Wetters schnell verworfen. Es regnet. Die Pferde stehen mit hängenden Köpfen in ihren Paddocks, als ich sie morgens um 6.30 h füttere. Das Kraftfutter nehmen sie gerne, das Heu rühren sie nicht an. Ein Blick mit der Quartiergeberin auf die Karte ist nicht so aufschlußreich wie ich erhofft habe, ich verlasse mich also auf mein Gefühl und die von mir geplanten Wege. Das sollte sich mal wieder als völlig richtig erweisen. Wir zögern das Frühstück heute hinaus, das Wetter ist nass, kalt und unfreundlich, bei der Wirtin ist es warm, nett und der Kaffee sehr lecker :-)  Erst um 10 h sitzen wir auf den Pferden. Ich möchte heute zur Geißhöhe reiten, hier gibt es einen Aussichtsturm und einen Gasthof. Über herrliche Wege, vorbei an einer Burgruine, entlang eines malerischen Tals reiten wir stetig bergan. Es ist kalt und nass und trotzdem füllt sich mein Herz langsam mit dem Gefühl, das ich das Wanderreit-Gefühl nenne: Unterwegs sein, frei sein, nur das Pony spüren und die atemberaubende Natur, hinter jeder Wegbiegung eine neue tolle Aussicht, lachen mit den Freunden, unbeschwert und frei.......                                   Nach 2.5 h lassen wir die Ponys am Waldrand oben auf der Geißhöhe das nasse  Gras fressen. Als sie satt sind, binden wir sie vor einem Gasthof an Bäume und decken sie mit den Regenponchos ab. In der Gaststube ist es herrlich warm. Wir ziehen die nassen Sachen aus und wärmen uns mit Latte Macchiato und Suppe. Es ist schön hier drin, wir können uns kaum aufraffen. Nach 2 Stunden brechen wir aber doch wieder auf. Es hat aufgehört zu Regnen, nur noch die Tropfen fallen von den Blättern. Durch hohe Buchenwälder geht es am Nachmittag über fast nur weiche Wege durch den Spessart-Wald. Unterwegs kommen wir an einen einsamen Baunerhof. Ein Schild "Saloon" läßt uns aufhorchen. Doch leider ist der Western-Stall erst noch im Aufbau, der Saloon noch nicht geöffnet. Schade. Also weiter. Kurz vor Dammbach steigen wir steil ins Tal bergab. Wir führen die Pferde und sie erweisen sich trotz glitschigem Boden als sehr trittsicher. Das heutige Nachtquartier ist die Ferschenmühle. Nett werden wir in Empfang genommen. Die Pferde beziehen schon fertige, großzügig abgesteckte Paddocks mit sehr viel leckerem Gras. Heu  brauchen wir hier bestimmt keins. Eine große Portion Hafer läßt auch unsere Freunde den nassen Vormittag vergessen. Die Friesen der Gastgeber fressen auf der Nachbarweide und sind sichtlich aufgeregt über den fremden Besuch. Unsere Ponys haben sich jetzt schon an das Nomaden-Leben gewöhnt und entspannen schnell. Wir beziehen unsere Zimmer, duschen und haben dann im Gastraum  der Ferschenmühle einen sehr lustigen Abend. Um 23 h falle ich ziemlich müde aber glücklich trotz Regen ins Bett.

 

Donnerstag, 2.6.11

Ich habe prima geschlafen, wache vom  Vogelgezwitscher um 6 h auf und sehe nach den Pferde. Die liegen z.T. noch schläfrig in ihren Paddocks, erwachen aber schnell, als sie mich mit den Hafer-Eimern sehen. Alle machen einen top-fitten Eindruck. Die Sonne lacht, ich kann es kaum erwarten, dass die Mitreiter aufstehen. Heute habe ich Schloss Mespelbrunn geplant, bin gespannt, wie die Wege sind. Kurzentschlossen plane ich die Route nochmals um. Nach einem ausgiebigen Frühstück starten wir  um 9.30 h bei Top-Wetter. Bis zur Mittags-Rast am  Wanderer-Gasthof Echtersphal reiten wir über fast ausschließlich weiche  Wege durch lichten, sonnendurchfluteten Buchenwald. Ich komme mir vor wie im Bilderbuch und kann die Spessart-Räuber fast bildlich vor mir sehen. Im Wanderer-Gasthof ist die Hölle los. Die Pferde stehen in Sichtweite angebunden im Schatten und ruhen sich aus. Wir auch :-)  Im Biergarten essen wir gut und stillen unseren Durst. Gut, dass wir kurz vor der Rast im Wald für die Pferde einen Tränke gefunden hatten, so sind sie friedlich und wir genießen wieder einmal das Leben in vollen Zügen. Durch schattigen Wald führen wir die Pferde bergab ins Tal zum Schloss Mespelbrunn. Hier wimmelt es von Touristen, die Ponys sind die Attraktion. Ich bin sehr beeindruckt vom  Wasserschloss, wir machen viele Fotos. Ein Ehepaar ist so nett, uns alle mal zusammen zu fotographieren. Zum Dank darft sich die Frau auf Leo setzten und bekommt ein schönes Foto von uns zugemailt, eine echt witzige Aktion. Wir binden die Pferde etwas entfernt an einer Buchenhecke an und ich besichtige mit Stefan das Wasserschloss. Es ist kleiner als erwartet aber nicht minder eindrucksvoll. Ich will eigentlich gar nicht hier weg, so nimmt mich das alte Gemäuer mit in eine andere Welt...   200m entfernt gibt es ein Cafe. Hier treffen wir Silvia´s Arbeitskollegen mit Frau, die hier ganz in der Nähe wohnen. Beide sind sehr nett. Der Mann besorgt direkt Wasser für die Pferde, anschließend gibts Kaffee auf der Terrasse. Ich "bewache" derweil die Pferde, so viele Leute bewundern unsere treuen Freunde. Nach 2 Stunden brechen wir wieder auf. Im Hang reiten wir das dicht bebaute Tal entlang und genießen diese phantastische Landschaft. Um auf die andere Talseite zu kommen führen wir runter ins Dorf. Dort ist ein Straßenfest, alles voller Menschen die lachen und trinken. Ein Druchkommen unmöglich, eine andere Straße nicht vorhanden. Freundliche Anwohner geleiten uns durch ihren Hinterhof um das Tohowabohu herum. Die Pferde tragen uns den Berg hinauf - zurück in die Stille. Wir traben über Wiesenwege zwischen Ziegen- und Kuh-Herden hindurch. Ich genieße die offene Landschaft und den herrlichen Blick das ganze Tal entlang. Unser Abend-Ziel ist Oberbessenbach. Auf dem Weg dorthin ziehen wir durch ein unbeschreiblich schönes Tal. In bin ergriffen von dieser wildromantischen Schönheit und denke an unseren verstorbenen Wanderreit-Freund Manfred - auch sein Herz wäre hier übergelaufen vor Glück von der unglaublichen Schönheit der Natur....   Auf dem Weg in den Ort hält ein Auto neben uns: es ist der Sohn des Gastgebers. Er zeigt uns die fertig abgesteckten Paddocks, seine Mutter bringt das Kraftfutter, die Sättel übernachten in der Scheune. Netterweise werden wir noch mit dem Auto in den Ort gefahren, der doch noch ganz schön weit weg gewesen wäre. Die Pension wird von einem sehr alten, zwar schwer hörenden, aber sehr netten Herrn geleitet. Auf der Dorfstraße reitet ein junger Mann auf einem tollen Pferd entlang, er protzt vor seinen Freunden, reißt dem armen Tier im Maul, es ist zum Heulen. Bevor wir einschreiten können, galoppiert er über die Straße davon.Wir duschen schnell und gehen in die Pizzeria im Ort. Diese hat zwar nur 3 Tische und ist eher ein Pizza-Lieferservice, wir essen aber gut und reichlich. Silvia und ich sind müde an diesem Abend und gehen als erste ins Bett.

 

Freitag, 3.6.11

Es ist wieder einmal schönes Wetter. Die Stimmung wird getrübt, da unserer Kamerad Stefan einen Anruf von zu Hause bekommen hat, ein Trauerfall ruft ihn zurück. Mit dem Taxi ist sein Gespann schnell geholt, er läd uns an der Pension ein und wir fahren zusammen zu den Pferden, die sich prächtig erholt haben in der Nacht. Nachdem Stefan und sein Pony verabschiedet sind, ist die Stimmung getrübt. Ein guter Freund ist nicht mehr dabei an unserem Abenteuer im dunklen Spessart-Wald. Wir binden die Pferde an Apfelbäumen an, sie fressen ihr Kraftfutter, während wir putzen und mit den netten Quartiergebern plaudern. Leider beschließt Astrid´s Pferd, ihren schönen Westernsattel unter einem tiefhängenden Ast abzustreifen. Es poltert zu Boden. Das Pferd bleibt unverletzt. Zum Glück ist der Sattelgurt gerissen. Mit vereinten Kräften wird er geflickt und hält bis zum Ende unseres Wanderrittes. Nur noch zu viert verabschieden wir uns von Oberbessenbach und folgen dem Spessart-Wanderweg über herrliche Wege bis zum Posthalter-Kreuz. Hier machen wir eine kurze Rast und plaudern mit Wanderern. Zu Fuß steigen wir in das Tal hinab. Unten finden wir einen Kirschbaum, der von uns geplündert wird - Spessart-Räuber eben :-)    20 Minuten später traue ich meinen Augen kaum: ein Baunerhof hat einen Biergarten und eine große Anbindestange für Reiter zu bieten. Hier parken zwar noch andere Wanderreiter und ein Kutsche. Aber während unsere Pferde fressen, zahlen diese und machen uns Platz. Die Pferde sind satt und dösen in der Sonne während wir uns im Biergarten des Lebens erfreuen. Nach einer ausgiebigen Rast suchen wir im angrenzenten Pferdestall Wasser für die Pferde. Es ist kein Mensch zu sehen. So besorgen wir uns einen Eimer, tränken die Pferde, verlassen alles ordentlich und sauber und machen uns wieder auf die Reise. Kurz vor Waldaschaff nähern wir uns wieder der Autobahn. Wegen einer kilometerlangen AB-Baustelle ist der Spessart-Wanderweg umgelegt worden. Druch die neue Unterführung kommen wir direkt in Waldaschaff raus. Wir finden eine Bank wo meine Freundin Geld abhebt und krabbeln den Berg hoch. Es ist sehr heiß. Einen großen Teil von Waldaschaff können wir umgehen. Im Neubaugebiet klingeln wir an einer Haustür und fragen nach Wasser für die Pferde. Der junge Mann ist super-nett und bringt auch für uns kaltes Mineralwasser. Nach 20 min gehts weiter, immer bergauf jetzt wieder im kühlen Spessart-Wald. Bei der Fress-Pause auf einer Wald-Lichtung werden die Pferde sehr von Bremsen geplagt. Bald brechen wir wieder auf. Eine kurze Foto-Session an einem Waldsee, schon nähern wir uns unserem heutigen Ziel: Rothenbuch. Der Zucht-Stall ist schnell gefunden. Als ich beim Wohnhaus klingele, werde ich zur Begrüßung von einem Jack Russel ins Schienbein gebissen. Der anfangs sehr verschlossene Gastgeber taut nach und nach auf, wird später richtig nett. Er ist 78 Jahre alt und versorgt den großen Hof fast ganz alleine. Die Ponys genießen die kühle Dusche am Abend, bevor sie in ihre fertig vorbereiteten Panel-Boxen einziehen und sich satt fressen. Wir dürfen mit dem alten Passat vom Gastgeber in den Ort runter fahren. Im Gasthof Zum Löwen sitzen wir noch lange im  Biergarten, quatschen nett mit anderen Gästen und fallen spät aber glücklich in unsere Betten.

 

Samstag, 4.6.11

Unser letzter Tag beginnt. Ich bin etwas wehmütig, lasse mir aber nix anmerken. Wieder fahren wir mit dem alten klapprigen Passat hoch zum Gestüt, die Pferde sind fit und wollen los. Wir haben uns jetzt so gut an dieses Wander-Leben gewöhnt, ich könnte noch Wochen so weiter reiten. Das Wetter verwöhnt uns schon wieder - die Sonne lacht. Nach einer freundlichen Verabschiedung genießen wir das offene Land rund um Rothenbuch bevor wir wieder in die Spessart-Wälder eintauchen. Das Geläuf ist flach und weich: Galopp !  Wir kommen flott vorran, flitzen über eine abgemähte Wiese. Über weiche, aber zugewachsene Wege kommen wir bis hoch über das Hafenlohrtal. Wir laufen ewig bergab, zwar ein naturbelassener Weg, z.T. aber auch mühsam, da tief hängende Äste und Tot-Holz auf dem Boden. Unten finden wir einen Einstieg in die Hafenlohr, die Pferde haben Durst. Wir auch !  In Lichtenau finden wir eine Gaststätte, wo wir im Biergarten was zu Essen bekommen, während die Pferde im Schatten dösen. Die letzte Mittagsrast, ich kann es noch gar nicht fassen. Die Zeit ist wie im Flug vergangen, dieses schöne freie wilde Leben........ In 2,5 h reiten wir teils über Schotter, teils über Natur-Wege, nachdem die Pferde aus dem Hafenlohrtal hochgeastet sind. Kurz vor den Hängern zieht sich der Himmel zu, es tröpfelt. Wir steigen in die Regen-Sachen, aber es war falscher Alarm und es bleibt trocken. Die letzten 15 min gehen wir zu Fuß, lassen die Ponys entspannen. An den Hängern angekommen ist alles Routine. Jeder Handgriff sitzt, schnell ist das Gepäck verstaut, die Pferde eingeladen. Abschied.....   Ein traumhafter, abenteuerlicher und einfach nur toller Ritt geht zu Ende. Alle sind gesund und munter wieder am Startpunkt angekommen, voll mit Eindrücken und Erlebnissen. Ich muß die Tränen mit Kraft zurückhalten. Aber wie Hanspeter immer so schön sagt: "Nach dem Wanderritt ist vor dem Wanderritt" - dieser nächste Ritt ist dieses Jahr im Herbst ins Lahn-Dill-Bergland und alle Freunde sind wieder mit dabei  :-)

 

 

 


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