Ritt-Tagebuch zum Wanderritt im Odenwald 2013
Herbst 2012
Die Planung für den großen Ritt nächstes Jahr beginnt immer schon zeitig. Da wir wieder 7 - 8 Reiter sein werden, ist die Quartiersuche immer etwas kniffelig. Zumal es im Odenwald leider kein so schönes Quartierverzeichnis gibt, wie z.B. im Westerwald.
Der Plan ist, den Nibelungensteig zum großen Teil entlang zu reiten. Start ist oberhalb von Zwingenberg geplant, das steht schon fest. Ebenso, dass wir 7 Tage unterwegs sein werden.
Nun ist erst mal ein intensives Studium der landschaftlichen Besonderheiten und der Quartiere geplant. Viele Stunden werde ich am PC verbringen, um die schönsten Stellen im Odenwald anzureiten. Aber da das Wetter jetzt zunehmend schlechter wird, läßt es sich gut vom nächsten Ritt träumen....
Dezember 2012
Der grobe Rittverlauf steht fest :-)
Wir starten in Balkhausen und folgen dem Nibelungensteig nach Osten. Die Quartiere habe ich nach zahlreichen Telefonaten gebucht, wir werden auf Wanderreitstationen und in Pensionen unterkommen, die Pferde schlafen in Boxen oder in Paddocks. Da sich unsere Pferde untereinander leider nicht kennen, müssen wir sie nachts immer einzeln stellen. Auch das erschwert die Quartiersuche bei 8 Reitern sehr, läßt sich aber leider nicht ändern....
Januar 2013
Alle Karten für unser Abenteuer im Odenwald sind bestellt. Leider gibt es für dieses Gebiet nicht meine bevorzugten Topographischen Karten 1:25.000 mit der alten Graphik. Dort konnte ich noch sehr genau die Wegebeschaffenheit ablesen, das geht bei den neuen Karten nur noch sehr schlecht.
Ein schönes Paket mit allen Karten ist angekommen. Gleich habe ich die Ausarbeitung der Route begonnen. Viele viele Stunden sitze ich über den Karten um die schönsten Wege zu finden. An zahlreichen historischen Orten kommen wir vorbei, mystische Lictungen, verfallene Gemäuer...
April 2013
Der Winter hat sich ewig hingezogen. Endlich sind wir wieder länger auf Tour, Jack ist in einer guten Kondition.
Leider machen wie so oft die Hufschuhe Probleme. Verluste, Defekte kommen immer wieder vor. So habe ich beschlossen, Jack für den Odenwald beschlagen zu lassen. Sicherheitshalber kommen die Schuhe aber in die Satteltaschen.
Nun sind es nur noch knapp 6 Wochen, bis das Abenteuer beginnt. Die Vorfreude wächst von Tag zu Tag. Bald werde ich die Wanderreitstationen noch einmal anrufen und die genaue Teilnehmerzahl durchgeben. Bei einer Reiterin steht der Ritt noch auf der Kippe. Wir werden auf jeden Fall 2 Männer und 4 Frauen sein, die auf historischen Spuren unterwegs sind. Neu ist, das uns erstmals Uli begleiten wird, eine Freundin von Steffi, die schon seit Jahren mit mir reitet. Da ein 7-Tage-Ritt besondere Anforderungen an Pferd und Reiter stellen, war Uli Anfang des Jahres im Westerwald und hat mit mir zusammen einen schönen Tagesritt gemacht. Da sie eine erfahrene Reiterin ist, sehe ich für den Odenwald keine besonderen Probleme und so wird unsere schon seit Jahren zusammen reitende eingeschworene Gemeinschaft durch "frisches Blut" bereichert :-)
10 Tage vor Rittbeginn
Immer wieder machten die Hufschuhe Probleme, ich entschloss mich also, Jack beschlagen zu lassen. 10 Tage vor Rittbeginn gekam er also einen Beschlag. Eine Freundin muß den Ritt leider wegen Herzrhythmusstörungen absagen, so bleiben es 5 Frauen und 2 Männer, die durch den Odenwald ziehen werden.
4 Tage vor Rittbeginn
Die Aufregung steigt von Tag zu Tag. Heute habe ich alle Quartiere nochmals angerufen, leider nicht alle erreicht, es bleibt spannend. Das Wetter ist leider sehr nass, von Frühling keine Spur. Es steht immer noch nicht fest, ob die kleine Regenmontur reicht oder der VFD-Poncho ins Gepäck muss. Die Trainingsritte mit Jack und dem neuen Beschlag sind sehr zufriedenstellend. Jack ist in Top-Form, ich weniger. Der Bandscheibenvorfall meiner Halswirbelsäule, der vor 6 Wochen festgestellt wurde, zwickt mich doch noch häufig. Komischerweise ist reiten und laufen kein Problem, eher sitzen. Aber ich bin voller Hoffnung, dass es troz allem ein unvergesslicher Ritt wird.
2 Tage vor Rittbeginn
Der VFD (Vereinigung der Freizeitreiter und -fahrer Deutschland) stellt mir zu Testzwecken ein GPS Gerät zur Verfügung. Es ist ein Takwak 700. Leider habe ich nicht mehr lange Zeit, mich mit dem Gerät zu beschäftigen. Dank der einfachen Menüführung kann ich aber den Nibelungensteig aufspielen, den Tages-Kilometerzähler betätigen und die Tour aufzeichnen.
Die Packtaschen sind gepackt. Da der Wetterbericht keinen Regen vorraussagt, kommt nur die kleine Regenausrüstung mit Regenjacke und -hose in die Banane. Sicherheitshalber packe ich noch 2 Ersatz-Hufschuhe mit ein, ich traue dem Duplo-Beschlag noch nicht so ganz.
1. Tag
Es geht los, endlich beginnt das Abenteuer, auf das ich mich 8 Monate vorbereitet habe.
Um 7.30 h treffen Stefan und ich uns in Hattert bei Steffi. Ulli aus Hannover ist schon seit Freitag mit Billy da. Billy wird mit Jack im Hänger stehen und Steffi´s Pferd Allegra fährt zusammen mit Bianca. Die Fahrt ist problemlos, nach 2 h kommen wir in Balkhausen an. Leider verfehle ich die Abfahrt zum Wandererparkplatz, wir müssen drehen und endlich sind wir am Start. Wenig später treffen pünktlich auch Astrid mit Silvia und Hanspeter ein. Die Truppe ist komplett. Es gibt ein großes Hallo, alle sind gut gelaunt, trotz der Kälte, es sind nur 8 Grad, windig und etwas Sonne. Eigentlich perfektes Wanderreitwetter. Darauf müssen wir anstoßen, um so später ist der Abritt :-)
Endlich sitzen wir auf den Pferden, es geht Richtung Reichelsbacher Felsenmeer. Die Wege sind schön: waldig und schattig. Im Felsenmeer müssen wir absteigen, führen die trittsicheren Pferde um die Brocken herum. Touristen bestaunen uns. Später führe ich die Gruppe westlich um das Felsenmeer herum, zu anspruchsvoll ist das Geläuf und wir wollen die Wege nicht zerstören. Abenteuerlich war´s. Anschließend geht es durch den Ort und dann steil bergauf. Oben machen wir Rast mit herrlicher Aussicht, die Sonne scheint aber es ist kühl. Die Ponys rupfen Gras am Wegesrand. Immer weiter geht es Richtung Lindenfels. Es sind phantastische Wege, später mit Blick auf die Burg. Am Fuße der Burg Lindenfels kaufen wir Eis, die Pferde schlürfen aus dem Brunnen, sehr zur Erheiterung der Touristen. Um 19 h kommen wir in Ober-Ostern an. Hier schlafen die Pferde in Boxen im Reitstall Lang, wir im 200 m entfernten Gasthof. Müde fallen wir nach 34 km reiten und wandern heute in unsere Betten.
2. Tag
Ich bin früh wach, füttere die Pferde, welche alle sehr fit aussehen. Nach einem umwerfenden Frühstücksbuffet starten wir heute um 10 h. Anfänglich muß ich die Wege suchen, immer wieder versperren Zäune den Weg, der Aufstieg aus dem Tal ist mühselig. Oben angekommen rasten wir bei einer Sektpause. Es ist sonnig, die Stimmung ist ausgelassen. Plötzlich fängt Allegra einen Streit an mit Bianca und Jack, alle drei traben an, laufen über die Wiese und brechen ins Unterholz durch. 2 Sekunden hatten wir nicht aufgepaßt, jetzt sind die 3 Westerwälder Ponys ausgebüchst. Ich jogge mit Wanderstiefeln die Wiese hoch, sehe die Pferde noch kurz im Wald bergauf rennen. Ich folge ihnen, finde die Spuren auf einem feuchten Waldweg. Mein Herz rast, meine Lungen brennen. Immer weiter renne ich, Stefan vor mir, Steffi hinter mir. Bald haben wir den Sichtkontakt verloren. Ich rufe Silvia an, sie solle nachgeritten kommen. Wenig später überholt sie mich, folgt dem Weg stetig bergan. Nach gefühlten Stunden (es waren wohl nur 25 min) kommt mir Stefan mit den 3 Ponys entgegen. Sie haben auf einer Lichtung Kehrt gemacht, nachdem sie das Hufgetrappel von Silvia gehört haben. Wundersamerweise ist kein Pony verletzt, die Ausrüstung unversehrt. Glück gehabt !!! Weiter führt uns der Weg Richtung Reichelsheim. Auf dem Weg zum Schloss passieren wir einen schmalen Weg, hier bleibt meine Packtasche im Maschenzaun hängen, Jack wird panisch, steigt, bockt. Ich kann ihn beruhigen und abspringen. Zum Glück sind nur 3 Plastikhaken gerissen, alles ist schnell repariert. Leider ist das Schloss-Cafe geschlossen, auf den Schreck am Vormittag hätte ein Latte Macchiato gut getan. Wir führen die Ponys nach einer Fresspause den Schlossberg hinab. Die Sonne lacht und Wiesenwege laden zum Galoppieren ein. Später ist ein Wanderweg zugewuchert, die Alternative sind 30 Holzstufen. Wir beschließen die Straße hochzureiten. Ein LKW kommt mit überhöhter Geschwindigkeit auf uns zu und verursacht fast einen Unfall. Anschließend machen wir erst mal Pause am Waldrand in der Sonne. Für heute reichen mir die Aufregungen. In Grasellenbach hat das von mir extra vorher angerufene Cafe wegen einem Notfall leider zu. Wir fragen nach einer Alternative und treffen im Cafe Hügel super Bedingungen an. Die Pferde grasen unterhalb der Terrasse und wir genießen Cafe und Kuchen. Wanderreiterherz was willst du mehr. Leider ist es schon spät, die Zwischenfälle heute haben viel Zeit und Nerven gekostet, sodaß wir viel zu früh wieder aufbrechen. Traumhafte Wege führen uns am Siegfried-Brunnen und Hildegardesbrunnen bis nach Güttersbach zum Isi-Hof Steinbuckel. Anfänglich ist die Paddockverteilung schwierig, wohnen doch direkt daneben 2 Schweine, die unsere Pferde sehr beunruhigen. Kurzerhand bauen wir noch 3 Paddocks auf der Weide und endlich sind alle versorgt. Da wir nach 38 km doch recht spät angekommen sind, gehen wir ungeduscht schnell im Dorf ins Restaurant, welches nur für uns länger geöffnet läßt. Etwas unwohl fühle ich mich in meiner Trekkinghose, das Ambiente ist doch sehr nobel und das Essen phantastisch. Später schlafen wir in Etagenbetten der Ferienkinder schnell ein.
3. Tag
Heute wird es eine lange Etappe nach Mudau werden und wir starten nach einem einfachen Frühstück um 9.30 h bei herrlichem Sonnenschein. Von Tag zu Tag wird es jetzt wärmer. Dank der ausgiebigen Regenfälle der letzten Wochen finden wir zahlreiche Pfützen für die Pferde. Der Weg zum Marbachstausee ist etwas kniffelig, habe ich doch beim Galopp einen Abzweig verpasst. Wir müssen aber nur 300 m zurück und führen dann die Pferde ins Tal. Der Uferweg am Marbachstausee ist anfangs nur 10 cm überschwemmt, später reiten wir durch´s Wasser, was den Pferden bis zum Bauch geht. Viele Frösche flüchten vor uns. Ich lenke die Gruppe auf den etwas höher gelegenen Weg, auf Dauer ist das Wassertreten einfach zu anstrengend. Wir bestaunen das Himbächel-Viadukt und reiten anschließend ewig bergauf. Ich muß meine Freunde enttäuschen, die Gebhardshütte ist nicht mehr bewirtschaftet, das versprochene Radler fällt aus. Der Wirt ist trotzdem sehr nett und weist uns den Weg. Leider ist dieser frisch geschottert, grauenhaft. Als im Tal eine Lichtung auftaucht, steigen wir hinab und gönnen den Pferden eine Fresspause und machen Picknick. Der weitere Weg bergab ist sehr nass, teilweise matschig. Im nächsten Dorf hat der Gasthof leider geschlossen und wir ziehen weiter im Tal entlang. Bevor es wieder den Berg hoch geht, lassen wir die Pferde nochmal ausgiebig grasen und genießen die Sonne. Dann geht es stetig bergan. Es wird der längste Aufstieg des gesamten Rittes werden. Stefan und Steffi steigen in der Mitte des Berges ab, führen schnaufend die Ponys berghoch. Immer wieder machen wir kleine Verschnaufspausen. Als der Gipfel in Sichtweite ist, lasse ich Jack die Zügel los und er trab zügig bergan mein Pony - was eine Kraft, was eine Ausdauer. Ich bin sehr stolz :-) Ein Pfad (Limesweg) führt uns bis nach Schönau, durch Wiesen bis nach Mudau. Nach 41 km und etlichen Höhenmetern kommen wir um 18 h auf der Wiesentalranch an. Die Pferde kommen z.T. in Boxen oder Weidepaddocks unter. Wir schlafen in der Ferienwohnung mit schöner heißer Dusche. Nach dem Essen bummeln wir noch durch den Ort, finden einen Biergarten, wo wir noch einen Absacker nehmen. Ein schöner, aber anstrengender Tag geht zu Ende....
4.Tag
Die Pferde haben gut geschlafen und erscheinen ausgeruht. Nach einem reichlichen Frühstück verabschieden wir uns von Sabine und reiten nach Norden, Richtung Ruine Wildenstein. Ein schöner Galopp am Bach entlang und ein kurzer aber knackiger Aufstieg lassen uns nach 1,5 Stunden das alte Gemäuer bewundern. Es ist eine riesige Anlage, da es mitten in der Woche ist, sind wir die einzigen Besucher. Die Pferde rupfen das Gras im Innenhof der Burganlage, sogar einen Pferdeanbinder gibt es, er erscheint allerdings morsch. Wir machen unendlich viele Fotos, besuchen den stock dunklen Gewölbekeller genießen die Sonne, den Ausblick und die Magie dieses außergewöhnlichen Ortes.
Ein kurzer Galopp bis in den nächsten Ort, dann führen wir die Ponys endlos bergab. Der Weg ist ausgewaschen von den vielen Regenfällen der letzten Wochen, kein Problem für Mensch und Tier. Leider hat das Gasthaus in Ottorfzell geschlossen. Weiter gehts. Die Pferde sind ausgeruht, wir galoppieren lang am Dörnbach entlang. Über Breitenbuch gelangen wir zum Römerkastell Würzberg. Eine kurze Besichtigung und Fotos, weiter gehts. Ein herrlicher Galopp oberhalb von Würzberg bringt uns schnell an den Zaun vom Wildgehege Jagdschloss Eulberg. Ein Passieren mit den bepackten Ponys ist nicht möglich. Also folgen wir dem Wanderweg mit dem roten X auf einem Pfad im Wald paralell zur Straße. Das Restaurant am Jagdschloss hat geöffnet. So genießen die Pferde das Gras im Garten, wir daneben Cafe und Kuchen und eine herrliche Aussicht auf die weitläufigen Wiesen des Wildgeheges. Am Tierpark entlang laufen wir die wenigen Kilometer, bis der Wald sich öffnet und einen atemberaubenden Blick auf Weiten-Gesäß frei gibt. Ein wunderschöner Augenblick.
Kurz und knackig ist der Abstieg ins Tal bis zu unserem Quartier auf der Criollo-Ranch. Hier empfängt uns eine schön gedeckte Biertisch-Gruppe mit kalten Getränken und herzliche Gastgeber. Die Ponys schlafen nach einer kalten Dusche auf fertig abgesteckten Paddocks mit fettem Gras. Das haben sie sich heute auf jeden Fall verdient!
Wir beziehen das alte Haus der verstorbenen Oma, welches zwar altmodisch aber tiptop sauber ist. Ein köstliches Essen und nette Gespräche mit den Gastgebern in der Abendsonne lassen diesen Tag zu einem perfekten Wanderreit-Tag werden.
5. Tag
Die Sonne scheint schon wieder. Was werden wir verwöhnt auf diesem Ritt. Es scheint, als wolle sie ihre Abwesenheit im Juni 2012 in der Rhön wieder gut machen...
Wir werden mit einem fürstlichen Frühstück in der Sonne auf der Terasse verwöhnt. Kaum können wir uns aufraffen, so schön ist es hier. Eines der Top-Quartiere auf diesem Ritt.
Aber ich dränge zum Aufbruch. Heute gehts bis nach Haisterbach. Mit dem morgendlichen Packen haben wir jetzt schon Routine, jeder Handgriff sitzt. Um 9.30 h starten wir Richtung Michelstadt. Leider ist der Weg ins Tal eingezäunt, wir müssen einen Umweg gehen, der den Weg durch die Stadt noch etwas länger macht. Es herrscht viel Verkehr auf den Straßen. Nach so langer Zeit in der Natur erscheint er mir laut und aufdringlich. Wir reiten bis zum Schloss Fürstenau und ein herrlicher Innenhof mit Brunnen für die Pferde und einer sagenhaften Kulisse für zahlreiche Fotos entschädigen uns für das Asphalt-Treten. Raus aus der Stadt bekommen die Pferde erst mal eine Gras-Pause. Anschließend laden weiche Feldwege zum Galopp ein. Ein Weg wird zunehmend matschiger, ich erkenne zu spät die Gefahr. Mein Pony Jack rutscht aus im Galopp und fällt hin. Gut daß ich einen Helm trage, außer vieler blauer Flecke und einer kleinen Schürfwunde bei Jack bleiben wir unverletzt. Es ist heiß, in Michelstadt und am Schloss haben wir etwas Zeit verloren und so entschließe ich mich, den Weg etwas abzukürzen. Über Steinbuch reiten wir nach Ober-Mossau. Hier hat ein kleiner Tante-Emma-Laden noch geöffnet und während die Pferde im Schatten dösen, schlecken wir ein Eis. Steil bergan geht es dann bis in den Wald. Der Hohlweg wir immer zugewachsener, es wird abenteuerlich. Dank GPS halten wir die Richtung und kommen nach einer Kletterpartie auf dem Weg mit dem blauen Quadrat an. Mittagspause unter den Buchen, die Pferde dösen friedlich. Nach einer Stunde geht es weiter. Der Weg mit dem blauen Viereck erweist sich als Glücksgriff. Meist naturbelassen führt er uns durch herrlichen Wald, am Lärmfeuer vorbei - ein Genuß. An der Kläranlage von Mossau queren wir die Bundesstraße und gelangen auf weichen Wegen bis nach Haisterbach. Ludwig empfängt uns sehr freundlich. 5 Pferde schlafen in Boxen, 2 kommen auf die Weide. Wir dürfen sie Ponys vorher duschen, dann mümmeln sie zufrieden Heu und Kraftfutter. Zwischenzeitlich beziehen wir 2 frisch renovierte Ferienwohnungen mit einer erfrischenden Dusche nach 34 km Strecke heute. Abends sitzen wir lange unter der großen Kastanie bei Pizza und unterhalten uns sehr nett mit Ludwig und seiner Frau.
6. Tag
Der vorletze Tag beginnt mit einem Frühstück in der Sonne. Ludwigs Frau ist schon auf der Arbeit, hat uns aber den Kühlschrank voll gepackt und Ludwig bringt uns Brötchen. Heute ist Jack etwas lustloser als sonst. Wollte er an den anderen Tagen stets an der Spitze laufen, so läßt er sich heute gut hinten halten. Wir reiten oberhalb von Güttersbach vorbei, hier haben wir am 2. Tag bei den Isis übernachtet. Kurz finde ich nicht den richtigen Weg, dann geht es weiter nach Olfen. Hier bietet uns ein Bürger spontan den Hof mit Weiden der verstorbenen Oma zum Kauf an, wir lehnen lachend ab. Oberhalb von Affolterbach machen wir Rast im Wald. Es ist kühler heute, die Sonne zeigt sich nur noch selten. Nach einer Stunde brechen wir wieder auf Richtung Naturfreundehaus auf der Tromm. Der Weg endet an einem Grundstück an einem alleinstehenden Haus im Wald, die Alternative ist schnell gefunden. Als der Weg enger wird, scheut eines der vorderen Pferde, die hinteren Reiter bemerken dies erst zu spät. Billi wird getreten. Eine 5-DM-Stück-große Wunde am Knie des Vorderbeines blutet stark. Jetzt kommt die große Erfahrung der Gruppe mir zu Gute. Jeder weiß, was zu tun ist. Während ich die Wunde zusammen mit meinem Mitreiter versorge, kümmern die Anderen sich um die Pferde. Druckverband stillt die Blutung. Wir führen 10 min bis zum Gasthof auf der Tromm und binden die Pferde an. Cafe und Kuchen lassen den Schrecken verblassen. Nach der Pause entscheide ich, daß Billi, der nicht lahmt und nicht mehr blutet, den Rest der Strecke noch mitlaufen kann. Am Ireneturm vorbei führen wir runter nach Zotzenbach.Wir reiten den Kisselberg hoch und fühlen uns fast wie in Italien: Grillen zirpen, Sonne, ein besonderes Licht. Ab dem Ortseingang von Mörlenbach hat uns die Zivilisation wieder fest im Griff. Leider müssen wir lange durch den Ort reiten, eine Baustelle und ein Notarztwagen zerren an den Nerven. Aber so ist die Strecke zwar nicht so schön, aber wir sparen mindestens 1 Stunde Reitzeit ein. Müde kommen wir bei Elke in Bettenbach an. Hier steht schon für jedes Pony ein Eimer Wasser bereit, gierig wird getrunken. Es ist alles vorbereitet, die Pferde beziehen nach einer Dusche ihre Boxen und wir die Ferienwohnung. Sicherheithalber lassen wir für Billi noch die supernette Tierärztin kommen. Sie spült die Wunde und gibt ihm 2 Spritzen. Wir bekommen für den nächsten Tag grünes Licht, falls der Quarter lahmfrei ist am nächsten Morgen. Lecker Gegrilltes und der Gesang am Lagerfeuer lassen die Schrecken des Tages verblassen und wir genießen unseren letzten Abend in vollen Zügen - Wanderreiter-Feeling....
7. Tag
Das letzte Frühstück auf unserem Ritt. Meine Stimmung ist getrübt, wie immer wenn das Ende naht. Wieder haben wir trockebes Wetter mit etwas Sonne. Billi ist lahmfrei und kann uns weiter begleiten, mir fällt ein Stein vom Herz. Lange reiten wir heute auf einem Höhenrücken entlang. Der Weg ist zwar schottrig, spart aber diverse Höhenmeter ein. Es geht stets nach Norden. Am Steigkopf hat die Wandererhütte schon geöffnet, wir nehmen eine Hollunderblütenschorle als Frühschoppen. Ab Ober-Hambach ändere ich die ursprüngliche Route. Eigentlich wollte ich das Auerbacher Schloss und das Fürstenlager besuchen. Aber ich möchte das verletzte Pferd schonen und reite nach Gronau runter. Hier am Marktplatz gibts einen schönen Brunnen für die Pferde und für uns ein Eis aus dem kleinen Laden. Toll. Am Campingplatz gehts steil bergan und auf dem El12 runter nach Elmshausen. Hier machen wir nocheinmal eine Fresspause für die Pferde. Und dann, beim Naturfreundehaus Borstein, fängt es an zu regnen, nein zu schütten. Wir ziehen unsere komplette Regenmontur an für die letzten 30 Minuten bis zu den Hängern. Die Pferde lassen die Ohren hängen und trotten dahin. Gut dass es nicht mehr weit ist. Der Odenwald scheint zu weinen, weil wir ihn verlassen.....
Nach 32 km an den Hängern angekommen, satteln wir zügig ab, decken ein und verladen. Der Abschied ist kurz, nass und tränenreich.
Es war ein ganz besonderes Erlebnis im Odenwald zu reiten. Eine abwechselungsreiche Landschaft mit viel Geschichte, historischen Gebäuden, Abenteuern, vielen Höhenmetern und zum Teil technisch anspruchsvollen Wegen. Die Menschen waren immer freundlich und aufgeschlossen. Das Geläuf war sehr unterschiedlich, wir hatten naturbelassene Waldwege, schöne Wiesenwege zum Galoppieren und auch Schotter. Wasser gab es für die Pferde überall dank der ausgiebigen Regenfälle in den Wochen davor. Die durchwegs guten Wanderreitstationen lagen z.T. weit auseinander, sodaß die Strecken immer zwischen 32 und 43 km lang waren. Dies war mit meinen tollen Freunden und den gut trainierten Pferden aber kein Problem. Am Ende des Rittes waren sich alle einig:
Bald reiten wir wieder zusammen im Land der Nibelungen