Hier entsteht mein Ritt-Tagebuch für den Rhön-Ritt im Juni 2012

 

http://www.reitforum.de/wanderritt-in-die-rhoen-juni-2012-a-584584.html

Über den o.g. Link kommt ihr zu den Bildern, der Text ist der gleiche wie weiter unten hier.

 

 

Wanderritt in die Rhön Juni 2012


Herbst 2011

Die Planung für das kommende Jahr beginnt :-)
Da mir die Rhön 2009 soo gut gefallen hat, wollte ich im kommenden Jahr unbedingt nochmal dorthin, nicht nur 4 Tage wie beim letzten Mal, diesmal sollten es 7 ! Tage werden.
 
Planung
Los mit der Planung ging es im Herbst 2011. Es mußte mit meinen Freunden ein geeigneter Termin gefunden werden, wasnauch gelang.
Leider gibt es in der Rhön nicht so ein schönes Stationenverzeichnis wie z.B. bei westerwald-zu-pferd. die Suche nach Stationen für eine 8-köpfige Gruppe war also nicht so einfach. Unbedingt wollte ich nochmal bei Ebergard in Rossdorf Station machen, ihn hatten wir 2009 kennen- und schätzen gelernt. Der Hochrhöner, ein neuer Premiumwanderweg, sollte unbedingt auf meiner Route liegen, ein passender Ausgangsparkplatz, wo 5 Gespanne 1 Woche halten durften, musste gefunden werden...
Viele Stunden habe ich am PC gesessen und geforscht, später unzählige Telefonate im Dezember 2011 geführt und dann letzendlich, als alle Quartiere gebucht waren - der Höhepunkt der Planung: Karten aussuchen und bestellen :-) Ich bin immer noch ein großer Fan von Papierkarten, auch wenn mein Mann mir immer vom GPS vorschwärmt, ich kann mich noch nicht so richtig damit anfreunden, ggf denn ein Gerät bedienen.
Im Winter hatte ich viel Zeit, im ganzen Wohnzimmer die Karten auszubreiten und zu studieren. Ich lege besonders großen Wert auf schöne Wege, d.h., möglichst weich, schmal, Besonderheiten wie Wasserfælle, Burgen, Naturdenkmäler, Einkehrmöglichkeit ab mittags, wenig Höhenmeter für die Pferde usw.
 
Sattelsuche
Ein großes Problem stellt seit 2,5 Jahren meine Sattelsuche dar. Anfangs hatten wie einen Deuber Ultraflex, welcher von der Sattlerin angepaßt wurde. Leiser konnte ich max 2 h in dem Sattel sitzen, ich bekam Druckstellen. Dann habe ich einen gebrauchten Westernsattel bei einer Händlerin mittels Messgitter anpassen lassen. Fast ein Jahr kamen wir gut damit zurecht, dann passte der Sattel Jack nicht mehr. Im letzten Sommer kam dann ein Orthoflex. Leider wuchs Jack auch aus ihm heraus. Weil ich diese ewige Sattelsuche leid wurde, habe ich mich dann für einen gebrauchten VFD Sattel mit Bareflex-Baum entschieden. Der VFD Sattel ist zwar ein Westernsattel, der Baum kann aber von der Sattlerei Luchmann individuell in der Winkelung angepasst werden. D.h., sollte sich Jack nochmal verändern ( er ist jetzt 9 Jahre alt), kann der Sattler die Passform korrigieren. Davon abgesehen ist der Sattel ein Schmuckstück, honigfarbiges Leder mit schwarzer Glattledersitzfläche. Den ersten Wanderritt Ende März 2012 haben wir schon gemacht: Jack lief prima, ich habe herrlich gut gesessen.
 
Training
Meine Ponys werden eigentlich den ganzen Winter über geritten, je nach Wetter mehr oder weniger. Da sie im Offenstall stehen, brauche ich mir hier auch keinen Stress zu machen. Durch das relativ gute Wetter im Winter habe ich an jedem Wochenende einen Tagesritt gemacht und bin unter der Woche 1 - 2 mal ausgeritten. So kam Jack eigentlich gar nicht richtig aus dem Training raus, was sich gestern schön zeigte. Ich war 2,5 h mit einer Freundin unterwegs, bestes Distanz-Training :-) Die Wege waren größtenteils weich, die Ponys kaum zu bremsen - auch sie spüren den Frühling...

Ein spezielles Gewöhnungs-Training an die Packtaschen mache ich nicht. Erstens ist dies für Jack jetzt schon die dritte Wanderreit-Saison und er kennt die Hinterpacktaschen schon. Zweitens habe ich im Winter immer eine Banane hinten drauf geschnallt, die die Decke für die Pause enthält. Die Vorderpacktaschen hängen eh immer am Sattel für Notfall-Set, Kompass, Müsliriegel und Getränk.
 
Nur noch 4 Wochen
Die Zeit verfliegt... Nun sind es nur noch 4 Wochen bevor es los geht. Eigentlich immer eine magische Zahl, dieses Jahr ist der Kalender sooo voll, ich komme kaum zum Schreiben hier und die Vorfreude läßt noch auf sich warten. ..
Allerdings gabs ja auch schon einen 2-Tagesritt im Marz und letztes Wochenende einen 2-Tagesritt in der Pfaz. Leider hatte Jack hier ein Motivationsloch, ich hoffe es lag an dem Regen und an der fehlenden Gesellschaft. Der Pfälzer Wald ist eigentlich ideal zum Trainieren: technisch anspruchsvolle Wege, viele Höhenmeter, tolle Landschaft.
 
Endspurt
Nach dem Trainingsritt gestern ist mir mal wieder eine durchgeschlurfte Zehe an den Huschuhen aufgefallen. Dieses Paar EB Epic kann ich sich nicht mitnehmen in die Rhön, höchtens als Notfallschuhe. Zum Glück liegt noch ein Ersatz-Paar im Keller.

Das Training ist dieses Jahr eher unspezifisch. Da ich Anfang Juni nochmal 2 Tage auf Wanderritt bin, trainieren wir sozusagen on the road. Einen kleinen Teil der Strecke bin ich schon mal abgeritten, da dort schwierige Passagen zu erwarten waren und ich nicht wußte, ob mein 80 !! Jähriger Mitreiter da runter kommt. Müßte aber gehen

Letzte Woche habe ich bei einem Regentag nochmal die Rhön-Karten überarbeitet, nach Gaststätten unterwegs Ausschau gehalten usw Kommende Woche werde ich nochmal alle Stationen anrufen und nachfragen, ob wir willkommen sind.
 
Es kann losgehen
So, ich habe nochmals alle Quartiere angerufen, es müste alles klappen

Lediglich der Ausgangsprakplatz wurde von mir geändert. Der Bauernhof, wo ich schon vor Monaten angefragt hatte wegen dem Parken von 4 Gespannen, wollte für die eine Woche Parken auf ner Wiese 210 Euro haben !!! Das wären umgerechnet 30 Euro pro Person nur fürs parken - nein Danke Jetzt parken wir auf einem Wanderer-Parkplatz - bin gespannt

Das Training letzte Woche lief ganz gut. Das Pony macht einen fitten Eindruck und am kommenden Wochenende gehen wir nochmals 60 km auf einen kleinen Wanderritt.

Leider gibts wie schon so oft mein bekanntes Hufschuh-Problem. Bei einem Ritt letzte Woche wollte Jack ja so gerne mal einen Wiesenweg am Waldrand hochflitzen, da konnte ich nicht widerstehen - Fazit: beide hinteren Hufschuhe sind abgegangen, der Eine blieb leider verschollen und ward nicht mehr gefunden Heute will ich hn zum letzten Mal suchen gehen im hohen Gras... Alternativ müssen dann doch die mit der durchgeschlurften Zehe her, dann mit Einlage, damit keine Steine eindringen können.
Am Wochenende hab ich dann wieder nicht richtgmaufgepaßt und der alte Ersatz-Hufschuh oh Swiss Horse hat sich beim Flitzen verabschiedet. Grrr, das war ne teure Woche, wobei der Swiiss horse boot wirklich schon alt war, aber trotzdem nicht mehr auffindbar ...

Meine Vorfreude und Aufregung wächst von Tag zu Tag. Obwohl ich doch schon seit 25 Jahren Wanderritte mache, bleibt es spannend und läßt mich morgens schon um 4 Uhr aufwachen.
 
LächelnNur noch einmal schlafen....
.... wenn ich doch schlafen könnte....

So, heute wird gepackt. Es fehlen nur noch Ersatzbatterien für den Foto, alles andere ist gekauft bzw vorhanden.

Letztes Wochenende auf meinem 2-Tagesritt wurde die Ausrüstung nochmal einem letzten Check unterzogen: alles paletti es kann losgehen

Die Hfschuhe bekommen noch Spikes heute, wenn diese rechtzeitig mit der Post kommen, sonst gehts auch ohne.
Den abschließenden Fitness-Test hat Jack gestern mit Bravour bestanden

Ich freu mich ja so sehr .....
 
Tag 0 = Tag vor Rittbeginn
Samstag, 9.6.12

Der heutige Tag war angefüllt mit Vorbereitungen: die Satteltaschen waren schnell gefüllt - im Laufe der Jahre weiß ich, was mit muß und was nicht Lediglich die Regenhose mußte am Steg und die Regenjacke am Ärmel genäht werden, sonst war nix defekt.

Leider ist das Paket vom Hufschuhdoktor nicht mehr rechtzeitig mit den Zehenkappen und Spikes für die Hufschuhe gekommen, so mußten diese noch mit Easyboot Quickstuds Spikes versehen werden.

Damit mein Rentnerpony Lukas nicht eine Woche alleine bleiben muss, habe ich gestern ein Stück Wiese abgetrennt. Hier wird die 2.Stute meiner Mitreiterin Inge Lukas eine Woche Gesellschaft leisten - endlich mal ne Frau im Haus - ähh auf der Wiese..

Die Kinder, Hund und Katze werden diese Woche von meinem Mann mit Unterstützung der Omas versorgt. Da mache ich mir gar keine Sorgen, alle sind ein eingespieltes Team

Das Auto ist gepackt, das Pony top-fit - es geht los ....
 
1. Tag = Sonntag, 10.6.12
Ich war sehr nervös und bin schon um 5.30 h aufgestanden. Ein letzter Blick auf meine Karten - es konnte losgehen, das Abenteuer Rhön begann

Um 7 h kam Inge mit ihren beiden Stuten zu meiner Weide in Hachenburg gefahren. Die ältere Stute sollte meinem Rentner-Pony diese Woche Gesellschaft leisten. Mein Vater wollte sich um beide kümmern. Schnell war das Gepäck umgeladen, die Ponys in den Hänger gestopft und los gings. Unterwegs trafen wir noch Steffi und Stefan, die pünktlich am verabredeten Parkplatz waren. Nach 2,5 Stunden kamen wir in Tann-Lahrbach an. Hier fand heute eine Prozession statt, die ganze Straße war übersäät mit frischen Blumen - was für ein Empfang
Der Wandererparkplatz war schnell gefunden, die Ponys wurden ausgeladen und durften erst mal entspannen. Ein herrlichs Plätzchen im Wald mit kleinem See und Sitzgruppe luden ein, beim Sekt in der Sonne auf die restliche Truppe zu warten.
Dann ging es in 35 km bis nach Roßdorf über herrliche Wiesenwege mit phantastischen Ausblicken. Auf dem Berg Umpfen machten wir eine Kaffee-Pause, nachem die Pferde die Wiese "gemäht" hatten.
Am Quartier war schon alles vorbereitet, die Ponys schnell versorgt und wir bezogen nach einer herzlichen Begrüßung und einem lauten Wiedersehen die Ferienwohnung bei Eberhard. Am Abend wurde noch lange bei tollem Essen, Wein und Bier gelacht.
 
2.Tag = Montag
Die Nacht bei Eberhard war kurz aber gut . Morgens gehe ich mit Steffi und Inge die Pferde versorgen, anschließend warten wir im Wohnzimmer beim Kaffee darauf, dass die Anderen aufstehen und wir zum Frühstück gehen können. Es ist schon da - mein Wanderreit-Gefühl
Es ist trocken und sonnig, als wir gut gestärkt die Pferde satteln und uns von unserem liebgewonnenen Gastgeber Eberhard und seinem Sohn verabschieden müssen. Aber heute wollen wir 35 km reiten bis zu Patricia nach Hilders, deshalb brechen wir zeitig um 10 h auf. Anfangs ist der Weg für mich gut zu finden, nachher bleiben wir in einem Dickicht stecken, schlagen uns durch bis auf eine Wiese und finden einen besseren Weg. Der Himmel zieht sich zu, als wir im Wald auf einem Bergrücken den absteigenden Weg ins Tal nicht finden. Langsam führen wir die Ponys den Hang quer durch den Wald hinab, alle Pferde machen es ganz prima, auch unser Jungspund Allegra, für die es der erste große Ritt ist. Dann kommen wir in das Tal der Seen südlich von Kaltennordheim. Hier waren wir schon mal 2009 und kamen uns vor wie in Kanada. Leider fängt es an zu nieseln, wir rasten unter hohen Buchen im Trockenen, den Pferden schmeckt das Gras Kurz vorher quert ein Wildschwein im vollen Galopp unseren Weg, er ist ein riesiger Brummer und ich bin froh, dass es schnell im Wald verschwindet, bin ich mir nicht sicher, dass mein Pony Jack schneller wäre als das Borstenvieh.
Nach der Pause müssen wir um eine Schranke rum reiten, etwas kniffelig, ist seitlich ein doch tiefer Graben und der Pfad nur schmal, aber alle kommen ohne Blessuren und Defekte vorbei. Herrliche Galoppaden in Wiesentälern folgen, bevor wir erstmals auf den Premiumwanderweg "Der Hochrhöner" stoßen. Anfangs eine blöde breite Schotterautobahn, wird der Weg bald sehr schön und wir machen am Eisenacher Haus eine Pause. Der Regen hat aufgehört, die Ponys ruhen im Schatten, denn die Sonne schaut wieder raus Nach einem Latte Macchiato gehts wieder los. Leider verliere ich im Matsch an unbekannter Stelle einen Hufschuh, er bleibt verschollen. Ein großer Windbruch zwingt uns zur Pause, die mitreitenden Männer lassen die Muskeln spielen und so kommen wir bald weiter. Leider fängt es an zu schütten als wir den Wald verlassen und über den Bergkamm reiten. Nicht nur die Aussicht ist verregnet, so kurz vor dem Ziel hat das keiner mehr gebraucht. Blöderweise fällt mir beim Anziehen der Kapuze die Karte unbemerkt vom Hals, nach 300 m merke ich es, reite schnell zurück. Ohne meine geliebte Karte wären wir zwar nicht völlig aufgeschmissen, da ein Reiter ein GPS zur Not dabei hat, aber die Route ist nur auf den Karten eingezeichnet.
Um 19.30 h kommen wir nass und etwas müde in Hilders an. 3 Pferde können in Boxen, 2 auf s Paddock, 2 auf die Weide. Alle sind schnell versorgt, sind wir doch schon lange eine eingefleischte Wanderreit-Gruppe und sehr erfahren. Da sitzt jeder Handgriff.
In Hilders schlafen wir in einer Pension, vorher gehts noch in die Pizzeria, wo wir bei Rotwein mit Patricia und ihrer Tochter einen netten Abend haben.
 
3. Tag - Dienstag
Nach einem sehr reichhaltigen Frühstück (die armen Ponys ) gehts bei Sonnenschein los. Alle sind ausgeruht und guter Dinge, trotz der anfänglichen Schotterwege im Wald. Die erste Rast machen wir auf der Ruine Eberstein, anschließend folgt ein schöner Galopp zwischen Brand und Reulbach und die anschl Mittagspause nahe dem Schafstein. Hier geht Silvi´s Pferd alleine auf Wanderschaft, "da hinten wächst doch viel saftigeres Gras". Schnell ist der Lausbub wieder eingefangen. Leider ist der Weg hoch zum Schafstein nur für geübte Kletterer, nix für Pferde. Wir krakseln durch das Felsenmeer auf herrlichen Wegen, steigen auf leider breiten Schotterpisten bis zur Wasserkuppe auf. Hier wimmelt es von Touris und Schulklassen, der zuerst ausgewählte Kiosk muss wegen Massen von tatschenden Kinderhänden an Pferdehälsen nach 15 min gewechselt werden, sonst kommen weder Reiter noch Pferde zur Ruhe. Wieder eine sehr schöne Rast in der Sonne bei Kaffee und Kuchen lassen das Wanderreiterherz höher schlagen. Wir folgen wieder dem jetzt landschaftlich sehr schönen Hochrhöner Wanderweg, vorbei an der Fuldaquelle (schmale Holzbrücke und Steinstufen) durch den Wald bis zum Roten Moor. Hier gehen wir ohne Ponys gemeinsam bis zum Aussichtsturm und sehen die fortschreitende Renaturierung. Zwei meiner Freundinnen gegleiten mich über den Holzbohlensteg durch das wirklich sehr schöne Rote Moor, der Rest der Truppe geht außen rum mit unseren Pferden. Kurze Zeit später kommen wir in Gersfeld-Mosbach bei Claudia an. Wir waschen die Pferde und bringen sie auf die schönen Weide-Paddocks. Claudia fährt uns dann in unser Übernachtunsquartier: die Simmelsberger Hütte, eine sehr schöne Wanderer-Hütte in Alleinlage. Wir beziehen eine riesige Ferienwohnung mit 3 Bädern und lasses es uns richtig gut gehen. Das Essen ist reichlich und gut
Um 23 h fallen alle müde ins Bett.
 
4. Tag - Mittwoch
Nach Rührei mit Speck holt uns Claudia pünktlich um 8.45 h ab. Wir holen die sich gut erholten Pferde von der Weide und satteln in Ruhe an Claudias Stall. Auch hier waren die Pferde wirklich gut versorgt. Weiter gehts - die ersten 20 min zu Fuß zur Barnsteinquelle. Unterwegs treffen wir noch eine Isi-Reiter-Gruppe, kurzes Hallo. Wieder treffen wir ein kurzes Stück auf den Hochrhöner Wanderweg. Es geht hinauf auf den Himmeldunkberg, die Hohe Hölle auf 887 m. Es fängt an zu regnen. Wir ziehen die volle Montur an. Steil hinab gehts auf einem schönen, aber glitschigen Weg bis ach Oberweißenbrunn, wo wir führen. Nach der Durchquerung des Ortes wird der Regen immer schlimmer. Wir beschließen, die Besichtigung der Ruine Osterburg auszulassen und direkt bis zum Kloster auf dem Kreuzberg zu reiten mit seinem guten Bier. Es schüttet. Sieben klatschnasse Reiter stürmen die Klosterschänke und überall hängen unsere nassen Ponchos. Die Pferde ruhen derweil draußen unter ihren Regendecken. Es wird eine lustige, 2-stündige Pause mit Hausmannskost und Klosterbier. Wieder draußen ist der Regen fast weg. Wir laufen über tollste Wege hinab ins Kellersbachtal. 30 Minuten vor Etappenende verliert Allegra vorne ein Eisen
Mit Schnaps werden wir schon bei der Familie Schwab in Sandberg in Empfang genommen, haben sie doch eine eigene Schnapsbrennerei - köstlich Wir packen die Pferde ab und 5 Reiter laufen schon mal zu Schwab´s Ranch, wo die Pferde schlafen. Ich warte mit Steffi auf Allegra´s Schmied(in), die tatsächlich 20 Min später schon eintrifft - welch ein Glück, hat die Schmiedin in der Regel 45 Min Anfahrt. Wir haben sie beim letzten Kunden im Nachbardorf telefonisch erreicht... Schnell ist das Eisen wieder fachmännisch ähh -fraulich angebracht und auch Allegra und Jack dürfen auf die riesigen Weidepaddocks.
Wir belagern bei Schwab´s den gesamten Aufenthaltsraum: überall hängt unser nasses Zeug über der Heizung. Was für liebe Gastgeber: nie hören wir ein unfreundliches Wort, trotz des Geruchs der nassen Klamotten
Heute bei dem starken Regen blieben nur die trocken, die sich doppelt und dreifach geschützt hatten: Regenhose, -Jacke, imprägnierter VFD-Poncho und wasserdichte Meindl-Schuhe haben mich warm und trocken gehalten.
Leider sind bei Astrids Wanderschuhen ein Teil der Sohle abgebrochen (wie kann das bei 1 Jahr alten Schuhen passieren ? Scharfer Stein ?) sodass sie in den kommenden Tagen immer mit Plastiktüte im Schuh ritt - man/Frau muss ich nur zu helfen wissen
Silvi hatte aus ihrem BW Regenponcho einen Reitregenrock gebastelt, trotz Regenhose und -mantel hat der Regen gewonnen. Später nutzte sie die Pferderegendecke als zusätzlichen Regenrock - das ging, nicht schön, aber trocken.
In der Pause deckten wir die Pferde mit Regendecken oder den Sattelüberziehern aus der kleinen VFD-Bananen-Packtasche ab. Das hat sich auf diesem z.T. nassen Ritt sehr bewährt.
Wir sind in Franken und was gibts hier zu Essen: Knödel natürlich, selbstgemacht und köstlich. Und nicht zum letzten Mal, insgesamt aßen wir in einer Woche 3x Knödel
Heute krochen wir schon früh um 22 h ins Bett.
 
5. Tag - Donnerstag
Der Himmel ist bedeckt, ich habe nur wenig geschlafen. Früh zieht es mich in den Aufenthaltsraum, um die Kleider zu kontrollieren: fast alles ist getrocknet, im Raum stinkt es wie in einem Stall Heute stehen die Pferde auf Schwab´s Ranch, ca 20 Geh-Minuten entfernt, eine morgendliche Kontrolle fällt somit aus. Nach einer Katzenwäsche werden wir in der Schwab´schen Küche verwöhnt von vorne bis hinten. Unbekanntes (Mispel-Marmelade und Ringlo-Marmelade) landet auf dem Tisch. Gemeinsam mit Gerlinde laufen wir anschließend zur Ranch, die Pferde bekommen ihre Frühstücks-Gerste und werden gesattelt. Anschließend reiten wir wieder nach Sandberg hoch und schnallen das Gepäck fest. Hier bin ich nach wie vor sehr sehr zufrieden mit den ROC-Vorderpacktaschen, den Ortlieb-Hinterpacktaschen und der großen VFD-Banane. Alle Taschen bleiben am Sattel verschnürt, aus den Ortlieb´s ziehe ich so wasserdichte Inlet-Taschen herraus für Abends. So bleibt mir viel Schnallerei erspart und in dieser Zeit kann ich in Ruhe die Hufschuhe anziehen und bin zeitgleich mit den Anderen fertig.
Nach einer herzlichen Verabschiedung verlassen wir Sandberg und laufen ins Tal. Über Langenleiten folgen wir noch wenige Kilometer dem Hochrhöner, dann biegen wir Richtung Süd-Westen ab Richtung Basaltwerk. Dort angekommen regnet es wieder ein wenig. Erst ein großer Schotterweg, dann ein Natur-Pfad bringen uns zum Würzburger Haus, einer prima Raststation. Die Pferde mähen den Rasen, es ist wieder trocken, die Sonne kommt raus. Wir sitzen im Biergarten und lassen es uns bei Latte Macchiato und Käsekuchen so richtig gut gehen. Zwei Stunden sind schnell vergangen. Über schöne Wege traben wir zum Silbersee, die Aussicht vom Ski-Lift oben ist atemberaubend ! Wanderer machen ein Gruppenfoto von uns, weiter gehts Richtung Dellenwiesen. Nach kurzer Orientierung mit zu Hilfe-Nahme des GPS finde ich den zugewachsenen Weg, der in einem unglaublichen Wald endet. Ich nenne ihn den Kathedralen-Wald, jedenfalls komme ich mir so vor. Unzählige riesige hohe Buchen mit kahlen Stämmen säumen den weichen Weg, ich bin sprachlos. Draußen regnet es wohl, wir hören es auf die Blätter klatschen. Bevor wir wieder den Wald verlassen (am Ende des Weges steht ein Hinweis-Schild, hier soll wieder ein Ur-Wald entstehen), ziehen wir wieder für die letzte Reitstunde die Regensachen an, es schüttet. Über "Rosengarten" und "Schindküppel" reiten wir runter nach Oberbach zu Claudia. Wir finden das Wohnhaus, werden von der Nachbarin weiter geschickt. Jetzt ist es von oben trocken, wir finden den Stall und werden herzlich in Empfang genommen. Während sich die Ponys abkühlen und ausruhen, gehen wir auf der nahen Weide Paddocks bauen, unangenehm in der klatschnassen Wiesen. Mit vielen helfenden Händen ist auch das schnell erledigt, es regnet wieder, die Ponys freuen sich trotzdem auf das Gras und die Körner.
Claudia fährt die nasse Bande in den ortsansässigen Gasthof. Hier dürfen wir wieder alles trocknen, es kommt wieder die Sonne raus. Eine warme Dusche tut gut. Dann gibts für uns Abendessen (mal wieder Klöße, aber sehr lecker) in der 1. Etage, während unten im Gastraum der Männergesang-Verein probt. Eine schöne Untermalung während des Essens
Da morgen eine lange Etappe ansteht, gehen wir zeitig schlafen.
 
6. Tag - nach Poppenhausen
Nach einem schönen Abend mit Klößen (zum 3. Mal auf diesem Ritt ) und musikalischer Untermalung durch den Männergesangverein von Oberbach (sehr schön !) konnten wir uns am nächsten Morgen bei einem schönen Frühstück stärken. Auch die meisten Regensachen waren wieder trocken und so fuhren wir mit Knut (der Wirt) und Claudia (die Gastgeberin für die Pferde) hoch zum Stall. Heute schien die Sonne und die Stimmung war prima. Die Ponys hatten den gestrigen Tag auch gut überstanden und waren schnell gesattelt. Jetzt, nach 5 Reittagen, sitzt jeder Handgriff und wir starteten pünktlich um 9.30 h nach einem großen Dank an unsere Gastgeber. Es würde eine lange Etappe werden heute. Um den Berg Lösershag ging es stetig bergauf. Die Ponys kamen schnell ins Schwitzen. Oben bewunderten wir einen wirklich tollen, riesigen Isi-Hof und weiter gings Richtung Oberwildflecken, immer nach Norden. Klar, dass wieder einige Wege zu waren, aber mit der Hilfe des GPS von meinem Mitreiter fand ich schnell Alternativen. Kurz vor Oberwildflecken ritten wir über eine, in meiner Karte als normalen Waldweg gekennzeichnete, alte, völlig zugewucherte Bahnlinie. Nach 20 min Krackselei kamen wir im Ort an, ich suchte bei einer kleinen Fresspause für die Pferde schnell eine Alternativ-Route, mir erschien das weitere Reiten auf den Schienen doch zu anstrengend. Südlich von Oberweißenbrunn luden abgemähte Wiesen zu schönen Galoppaden ein Entgegen meiner Planung, den Himmeldunkberg hinauf zu reiten, den wir vor 2 Tagen schon herunter kamen, ritten wir um den Teufelsberg herum und machten auf einer kleinen Waldlichtung eine schöne Mittagsrast (hierzu gehört das Foto mit dem Reitverbotsschild - passend, oder )
Auf Wunsch meiner Mitreiter versuche ich eigentlich täglich einen "Kelch" anzureiten. "Kelch" heißen diese Gaststätten bei uns, da das Symbol auf der Wanderkarte für außerorts-gelegenem Restaurant ein "Kelch" ist. Heute hatte ich mir was lustiges ausgedacht, fand sich doch ein "Kelch" passend auf der Route, wo wir vor 2 Tagen übernachtet haben und wo es uns echt gut gefallen hat: auf der Simmelsberger Hütte. Kuchen und Kaffee waren schnell bestellt, die Pferde ruhten derzeit am Anbinder. Idylle pur. Aber es sollte noch besser werden Immer wieder drohten Wolken und der noch 3-stündige Weg drängten mich zum Aufbruch, welcher mir schwer fiel. Weiter gings nach Norden. Plötzlich standen wir vor einem Wildschutz-Zaun-Tor, welches sich aber einfach öffnen und schließen lies - also weiter. Plötzlich !! - mir kam es schon alles etwas spanisch hier vor - standen wir mitten im Wildpark. 7 voll bepackte Wanderreiter zwischen den Wildpark-Gehegen mit den Mamas mit Kinderwagen und kreischenden Kids. Mir wurde schon ganz heiß, wie sollten wir hier wieder ohne Ärger rauskommen ? Umkehren ? Nö, also weiter. Am Eingangs-Tor haben wir den Kassierer einfach freundlich gefragt, ob er uns das Tor öffnen könne, damit wir raus kämen. Der war wohl so verdutzt , dass er dies freundlich tat So was hatte der bestimmt noch nicht erlebt, ich aber auch nicht !
Wir näherten uns Gersfeld. Aus dem Tal Ehrengrund war es etwas mühevoll rauszukommen, alle Wege waren zu, wir schlugen uns irgendwie durch. Östlich um Gersfeld herum luden wieder schöne Wege zum Galoppieren ein.

Am Eubeberg gönnten wir den Pferden eine, von fliegenden Plagegeistern gestörte, Pause. Hier war ein ganz besonderer Ort für mich, irgendwie magisch. Ich kanns eigentlich mit Worten nicht beschreiben und ich bin heute noch ganz ergriffen, wenn ich an diese Wiese denke. Sie wird mir als meine magische Wiese in Erinnerung bleiben. Die Sonne, der Wind, der über die Halme streicht, ich liege in den Blumen und mein wundervolles Pony neben mir, meine Freunde lachen in geringer Entfernung - vollendetes Glück...

Ich kann mich nicht losreißen von diesem Ort, die Bremsen vertreiben uns schließlich und wir reiten weiter. Zum Guckai-See hinab laufen wir einen Schotterweg hinunter. Es ist schon später Nachmittag, trotz Sonne sind keine Gäste da und wir lassen die Pferde im Wascher planschen. Eigentlich wollte ich noch gerne den nahen Pferdskopf mit seiner tollen Aussicht besteigen, aber die Pferde haben viel geschafft heute und wir beschließen dies an unserem nächsten Ritt in der Rhön zu machen . Über Heckenhöfchen gehts über schöne Wiesenwege. Eine Bäuerin schreit uns an, hier dürfen wir nicht weiterreiten, ein anderer Weg ist schnell gefunden und wir kommen durch einen herrlichen Birkenhain reitend beim Bio-Hof Gensler in Poppenhausen an. Hier übernachten wir in Tippis Beim Einreiten in das Tippidorf wimmelt es von 50 Kindern - uff. Der Chef Christoph ist schnell gefunden und lotst uns bis ans Ende des Tippidorfes durch. Hmmm, hier ist Ruhe, ein kleiner See, 3 Tippis für uns. Eines wird das Sattel-Tippi, hier riecht es später nicht so gut Wir wollen die Pferde heute, nach 6 Reittagen, erstmals alle zusammen auf eine Weide lassen und uns die Arbeit sparen, Paddocks zu bauen. Trotz langer Etappe und schönem Gras geben die Ponys keine Ruhe, ständig ist gequitsche und gerenne. Also ziehen wir flott noch ein paar Litzen, alle helfen mit und der ruhige Teil des Abends sollte beginnen. Christopf hat direkt neben den Tippis ein Feuer gemacht und grillt leckeres Bio-Fleisch aus eigener Herstellung für uns. Derzeit beziehen wir mit den geliehenen Schlafsäcken unsere Schlafstätte: 3 Jutesäcke mit Heu gefüllt dienen als Matratze
Es wird ein unvergesslicher Abend, wir sitzen bis weit in die Nacht hinein am Lagerfeuer und singen zu Stefans Mundharmonika. Alle singen mit, ob sie´s können oder nicht ist völlig egal, die Musik nimmt uns mit auf eine Reise in eine andere Zeit....
Später wird mir Chef Christoph sagen, dass er seit Jahren keinen mehr so schönen Lagerfeuer-Abend hatte wie mit uns - uns gehts genauso !!
 
7. und letzter Tag
Der letzte Morgen... Ich bin immer melankolisch an einem letzten Wanderreit-Tag, so vieles hat man zusammen erlebt und auch durchgestanden...

Der Morgen beginnt früh um 5 Uhr mit einem Gewitter. Ein großer Ast kracht in einen der Paddocks, die Pferde erschrecken, Inge muss Litze flicken... nix passiert. Ich bleibe noch auf meinem Heulager liegen, unbequem die kratzige Jute an meiner Backe - aber es ist noch zu früh zum Aufstehen. Die Pferde fressen die später angebotenen Bio-Haferflocken nicht, sowie Bio sind sie nicht gewohnt Morgens scheint wieder die Sonne, das Ambiente könnte nicht besser sein. Die Ponys stehen zwischen den Tippis - fast wie im Wilden Westen.
Wir gehen zum wirklich tollebn Bio-Bio-Frühstück in die Brotzeitscheune. Hier herrscht schon reger Betrieb der anderen Tippi-Bewohner. Nach so viel Einsamkeit in der Rhön bin ich solchen Trubel nicht mehr gewohnt. Uns zieht es bald zurück zu den Pferden. Es ist sehr heiß heute morgen als wir satteln. Ich komme beim Hufschuhe-Anziehen ganz schön ins Schwitzen, wer hätte das gedacht, dass es sooo warm wird ?

Wir verabschieden uns und ziehen um 10 h los. Schon nach der ersten halben Stunde muss ich den Weg suchen. Eigentlich geht er direkt gegenüber auf der anderen Seite der Bundesstraße wieder rein. Nach kurzem Suchen finden wir den Einstieg. In wenigen Serpentinen geht es bergan, als wir vor einer Marienkapelle stehen. Hier war schon sehr sehr lange niemand, die Plastik-Blümchen sind völlig verstaubt. Auch mit Hilfe des GPS finden wir den geplanten Weg nicht und kämpfen uns zu Fuss den sehr steilen Berg zum Teufelsstein hoch (729 m üNN). Oben brauchen Ross und Reiter eine Verschnaufspause, puh, Frühsport... Weiter gehts über schöne Wege bis zur Milseburg. Den Weg hoch zur Gangolfskapelle erspare ich den Pferden, schmal und sehr steil wäre der Weg und es drohen dunkle Wolken. Lieber schnell weiter zum "Kelch" und zum Frühschoppen Nähe Danzwiesen kehren wir ein und müssen leider vom Biergarten nach drinnen umziehen als es zu Tröpfeln anfängt. In der Gaststätte dann eine Begegnung wie mit der 3. Art: ich treffe Bekannte aus dem Westerwald, die hier Rad-Urlaub machen - unglaublich dieser Zufall. Später fahren sie auch nochmal mit dem Rad an uns vorbei - witztig. Während der Pause regnet es dann. Wir ziehen die ganze Regenmontur an, werden aber an diesem Tag nicht mehr wirklich nass - auch mal schön Oberhalb des Schleppenbaches geht es Richtung Eckenweisbach nach Osten. Der Anstieg aus dem Ulstertal ist lang und leider schottrig, meine Stimmung singt auf den Tiefstpunkt, nähern wir uns doch gegen 16 h den Hängern...
Auf dem Parkplatz der Hänger ist neben der Grillhütte viel Betrieb. Das Absattlen ist unruhig. Dann fährt die Familie nach Hause und wir können die Ponys einladen. Die Verabschiedung ist fürchterlich für mich, nach einer wundervollen Woche voller Abenteuer meine Freunde ziehen zu lassen sehr traugig, viele Tränen fließen.



Die Rhön hat mich wieder total beeindruckt. Eine unheimlich abwechselungsreiche Landschaft mit im Norden vielen langen Wiesenwegen, Wiesen ohne Zäune mit im Wind wogendem Gras und endlosen Galoppaden mit phantastischen Ausblicken. Und im Süden die Tiefen der Wälder und urwaldartigen Landschaften. Die herzlichen Menschen, die uns unterwegs begegnet sind und uns untergebracht haben, bleiben unvergessen.....

 


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